Gründächer: Arten, Aufbau und Umsetzung

Eine Dachbegrünung ist kein Hexenwerk. Selbst als Hobby-Dachgärtner und Hobby-Dachgärtnerin kann man in circa zwei Tagen eine Standardgarage in ein Gründach verwandeln. Wenn Sie einen richtigen, begehbaren Dachgarten, also eine intensive Dachbegrünung, schaffen wollen, dann müssen allerdings Profis ran. Die wissen genau, welche Fragen in puncto Statik, Dachabdichtung, Standort usw. abzuklären sind.
Und natürlich kennen sich vor allem Landschaftsgärtner und Landschaftsgärtnerinnen damit aus, welche Pflanzen sich auf einem Gründach dauerhaft wohlfühlen.

Es gibt zwei Arten von Dachbegrünungen: die intensive und die extensive. Im Folgenden erfahren Sie etwas über den jeweiligen Aufbau und die Realisierung. Die meist verbreitete Form ist die extensive Dachbegrünung.

Extensive Begrünung

Eine extensive Dachbegrünung wiegt nur etwa 60 bis 180 kg/Quadratmeter und ist äußerst pflegeleicht. Gepflanzt werden niedrige, trockenheitsangepasste Bodendecker, wie z.B. genügsame Sedum-Arten. Sie überleben auch bei Hitze, Trockenheit und Kälte in einem Substrat von mindestens 8–10 cm Höhe. Ideal ist es, wenn ein bis zweimal im Jahr ein Pflegecheck durchgeführt wird. Eine extensive Dachbegrünung kostet ohne Dachabdichtung circa 25–40 Euro/Quadratmeter und benötigt z.B. bei Garagen keine Baugenehmigung.

So sieht ein Gründach aus, das mehrschichtig extensiv aufgebaut ist

Darstellung einer extensiven, mehrschichtigen Dachbegrünung:
1. Geeignete Dachunterkonstruktion
2. Dachabdichtung bzw. Wurzelschutzbahn
3. Schutzlage (0,5–1 cm)
4. Drainage (2–6 cm)
5. Filtervlies (0,5 cm)
6. Extensivsubstrat (6–10 cm)   
7. Vegetation

Die Limbecker Höfe in Essens „Grüner Mitte“ sind ein Beispiel für eine extensive Dachbegrünung in Verbindung mit einer Dachterrasse.

So geht´s an Werk

Wenn Sie selbst Ihr Dach (extensiv) begrünen möchten, sind die folgenden Hinweise vielleicht hilfreich:

  • Auf Sicherheit achten: Brauchen Sie eine Absturzsicherung?
  • Dachfläche reinigen
  • Wurzelschutzbahn aufbringen, damit die Dachabdichtung nicht beschädigt wird.
  • Schutzvlies mindestens 300 gr/Quadratmeter verlegen
  • Dachgefälle prüfen. Speziell zum Entwässerungspunkt. Liegt es unter 2 Prozent: eine Drainageschicht verlegen
  • Evt. Randaufkantung erhöhen
  • Filtervlies auf der Drainage auslegen. Dabei auf mindestens 10 cm Überlappung achten.
  • Wurzelschutzfolie und alle anderen Schichten rund um den Dachablauf freischneiden und den Dachablauf mit einem geeigneten Sieb oder Kontrollkasten gegen Verstopfung sichern!
  • Wenn sich oberhalb der Dachbegrünung ein Fenster befindet, muss als Brandschutz davor ein 50 cm breiter Kiesstreifen angelegt werden.
  • Spezielles Dachsubstrat (8–10 cm) als Vegetationstragschicht aufbringen und gleichmäßig verteilen
  • Bepflanzen des neuen Gründaches: mit Saatgut oder Sedum-Sprossen oder direkt mit Flachballenstauden oder Vegetationsmatten.
  • Einen Langzeitdünger sparsam als Starthilfe ausbringen.
  • Direkt nach dem Pflanzen das Gründach gut angießen. Je nach Jahreszeit und Witterung sollte man dies in den ersten Wochen wiederholen, bis alles angewachsen ist

Wenn Sie weitere Fragen haben, finden Sie Antworten unter unseres FAQs.

Intensive Begrünung

Die intensive Dachbegrünung ist quasi ein Dachgarten. Hier wachsen je nach Aufbauart sogar Rasen, Sträucher und Bäume. Klar, dass diese Pflanzen höhere Ansprüche an den Schichtaufbau stellen und regelmäßig mit Wasser- und Nährstoffen versorgt werden müssen. Der Pflegeaufwand ist ähnlich hoch wie bei einem normalen Garten. Eine Intensivbegrünung hat ein höheres Gewicht: ca. 320–1200 kg/ Quadratmeter. Für intensive Dachgärten, auf denen sich Personen aufhalten wollen, muss man eine Baugenehmigung beantragen.

Im Trend liegt übrigens eine Übergangsform: Die einfache Intensivbegrünung besteht aus einer höheren Substratschicht als die extensive Dachbegrünung. Je mehr Substrat und Aufbauschichten, desto besser funktioniert die Wasserrückhaltung und Nährstoffversorgung – das garantiert mehr Artenvielfalt. Man kann z.B. eine Blumenwiese anlegen oder Sträucher pflanzen. Diese Variante ist allerdings schwerer, kostspieliger und bedarf mehr Pflege als die extensive Begrünung.

So sieht ein Gründach aus, das mehrschichtig intensiv aufgebaut ist

Darstellung einer intensiven Dachbegrünung:
  1. Geeignete Dachunterkonstruktion
  2. Dachabdichtung bzw. Wurzelschutzbahn
  3. Schutzlage (1 cm)
  4. Drainage (6-12 cm)
  5. Filtervlies (0,5 cm)
  6. Intensivsubstrat (20-35 cm)
  7. Vegetation

Die „Rü62″ in Essen ist ein Beispiel für eine intensive Begrünung.

Gut zu wissen

Garagen dürfen nicht in einen begehbaren Dachgarten verwandelt werden. Das sieht das Baurecht vor. Der Grund dafür ist, dass man den Nachbarn nicht von oben in den Garten hineinschauen können soll. Juristisch ausgedrückt: Durch die Nutzung der Dachebene als Terrasse verliert die Garage / das Carport die Abstandsflächen-Privilegierung. Eine extensive Dachbegrünung ist aber erlaubt und in Essen sehr erwünscht!